„Freut euch in dem Herrn allewege!“ Zu Beginn riefen Orgel und ein Streichquartett alle Gläubgen herbei, die auch in diesem Jahr aus bekannten Gründen zwar nicht vor Ort, sehr wohl aber mit Ohren, Augen und Herzen in der Tübinger Kirche teilnehmen konnten, via YouTube in der Zeit von Heiligabend bis Epiphanias.
Gemeindevorsteher Arndt Bayer hieß alle „Herzlich willkommen!“ Zum zweiten Mal online, die Andacht in Tübingen zum Heiligen Abend. Und trotzdem, eingeladen war jede/r zum gemeinsamen Singen, gemeinsamen Wahrnehmen der Atmosphäre von Christi Geburt. Gott, der Sohn, wurde Mensch vor rund zweitausend Jahren. Zum ersten Mal trat er unter die Erdenbewohner. Er stieß das Tor zu deren Erlösung auf. Gläubige Christen sind sich sicher, dass es auch hier ein zweites Mal geben wird, wenn, wie er es verheißen hat, wiederkommen wird, um sie zu sich zu nehmen. Nach diesen einleitenden Worten lud Arndt Bayer ein, die Andacht mit einem Gebet zu beginnen: „Auch im Jahr 2021 möchten wir die Kraft durch Christi Geburt spüren. Gott möge Weihnachtsfreude und Weihnachtsfrieden schenken.“
Markus Herr, Orgel, spielte den Choral von der vorgedrungenen Nacht: „Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein, … nun hat sich auch verbündet, den Gott selbst ausersah.“ Es folgten Lesungen aus dem Alten Testament, die Prophezeiungen des Jesaja: „Das Volk, das im Finstern wohnt, sieht ein großes Licht.“ Andreas Ostheimer, Orgel, leitete musikalisch zum Geschehen vor rund zweitausend Jahren über, als diese Prophezeiung wahr wurde. Die Menschen feiern dieses Ereignis alle Jahre wieder mit der „Fröhlichen, seligen Weihnachtszeit“ , „denn die Welt schien verloren, bis Christ ihr geboren wurde.“
Danach folgten Lesungen aus dem Neuen Testament. Das so oft gehörte „Es begab sich aber zu der Zeit…“, endend mit dem tröstlichen und zuversichtlichen „Fürchtet euch nicht!“, stand am Beginn. In diesen Pandemie geprägten Tagen ein Rettungsanker der besonderen Art. Streichquartett und Orgel machten die Freude lebendig, an Jesus` Krippe, dem Ursprung aller Erlösung, stehen zu dürfen. Eine weitere Lesung (Matthäusevangelium) erinnerte daran, dass das Böse von Jesus` Geburt an keineswegs aus der Welt war: Die Reisenden aus dem Morgenland, die, einem Stern folgend, zum Stall in Bethlehem kommen, das Kind beschenken und, mit dem richtigen Gespür für das Böse, dem König Herodes keine Chance geben, dem Kind, in dem der einen Konkurrenten sieht, etwas anhaben zu können.
Lesungen aus Briefen des Apostels Paulus, in denen angemahnt wird, eifrig nach guten Werken zu streben und Freude über Gottes Frieden zu haben, der höher ist als alle Vernunft, schlossen den Textteil ab. „Singen und froh zu sein“ bekräftigten Orgel und Streicher musikalisch diese Aufforderung.
Arndt Bayer trat wieder ans Mikrofon. Zum ersten Mal „seit vielen Jahren“ sei Bischof (i. R.) Georg Kaltschmitt daran gehindert gewesen, bei der Gestaltung und Durchführung der Tübinger Andacht zum Heiligen Abend dabei zu sein. In dem Fall könne man auf ein zweites Mal aber gut verzichten. Ach ja, der Vorsteher formulierte auch, was alle sich wünschen: Im nächsten Jahr im gewohnten Rahmen und gemeinsam am „Heiligen Nachmittag“ in der Tübinger Kirche die Andacht erleben zu dürfen. „Ein gesegnetes Weihnachtsfest und tiefen Weihnachtsfrieden“ wünschte Arndt Bayer, bevor er darum betete, dass die Eindrücke der Andacht in den kommenden Weihnachtstagen mitschwingen mögen: „Christ, der Retter ist da!“, unterstrich das die Orgel (Markus Herr) mit der Melodie des Lieds von der „Stillen und Heiligen Nacht“ in wunderschönen Variationen.
Herzlichen Dank an die Tübinger, die mit viel Liebe und Engagement bei der Vorbereitung, später vor und hinter der Kamera und zum Schluss beim Zusammenschnitt dafür gesorgt haben, dass auch in diesem zweiten Jahr unter Pandemiebedingungen „in jedes Haus“ (und Herz) die Frohe Botschaft von Christi Geburt gelangen konnte.