Der Gottesdienst an Pfingsten stand weltweit unter dem Motto „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1.Korinther 3, 16). Grundgedanke dabei ist, dass der Tempel Gottes des neuen Bundes die Gemeinschaft der Gläubigen ist, die vom Geist Gottes befruchtet und belebt wird. Vertieft wurde das durch eine Bibellesung aus 1. Korinther 12, 1-11, die Verse handeln davon, dass in dieser Gemeinschaft viele Gaben vorhanden sind, dass es aber ein Geist ist, der sie hervorbringt und zielgerichtet koordiniert.
Zusätzlich zu diesem Hochfest der Kirche wurde in Albstadt das 125jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert. Eigentlich hätte das schon 2021 geschehen müssen, aber die Corona-Regeln hatten das nicht in der gewünschten Form zugelassen.
Eine besondere Freude der Festgemeinde war, dass Apostel Martin Schnaufer den Gottesdienst leitete.
Pfarrer Engele von der Evangelischen Kirche und Pastoralreferent Holl von der Katholischen Kirche sowie Stadtrat Metzger als Vertreter des Oberbürgermeisters konnten als Ehrengäste begrüßt werden.
Am Anfang des Gottesdienstes ging der Apostel auf den Inhalt der Lesung ein, die in Albstadt von einem jungen Gemeindemitglied beeindruckend vorgetragen worden war. Er regte an, die Unterschiede in der Gemeinde nicht als etwas Trennendes, sondern als Vielfalt der Gaben zu erkennen, die sich ergänzen. Das sagte er auch im Rückblick auf die Geschichte der Gemeinde, in der diese Haltung zum Erhalt und zum Wachstum geführt habe. Bezugnehmend auf das Lied, das der Männerchor nach der Lesung vorgetragen hatte, wiederholte er die an Gott gerichteten Worte: „Mit dir an meiner Seite mag kommen, was mag“
„Gott, für den Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig ist, kann nichts überraschen“ sagte er und regte an, ihm zu vertrauen, „er ist immer da!“, auch heute, in bewegten Zeiten mit Krieg in Europa, Pandemie und rückläufiger Zahl der Mitglieder der christlichen Kirchen. All das ändere nichts an den Plänen Gottes. Er biete die Möglichkeit, Jesus Christus nachzufolgen, indem dieser durch den Heiligen Geist überall und jederzeit gegenwärtig sei.
Bezugnehmend auf das Wort aus 1. Korinther 3, 16 erläuterte Apostel Schnaufer, dass der Tempel eine wichtige Institution des Alten Bundes gewesen sei. Ersatz sei der Neue Bund der Gnade mit dem neuen Tempel, der nicht aus Steinen, sondern aus gläubigen Seelen bestehe, die Gott selbst in diesen Tempel einbaut. „Wir sind eingeladen, den Tempel zu bilden, zu beleben, eine Gemeinschaft, in der Jesus in der Mitte ist.“ Dieser Tempel ist gegenwärtig unvollkommen, da er aus Menschen mit Fehlern besteht.
Auf die Zukunft gerichtet sagte der Apostel aber, dass dieser Tempel in der neuen Schöpfung vollkommen, vollendet sei. „Wir müssen dafür sorgen dass der Tempel bis dahin bestehen bleibt Christus kommt wieder!“ Diese Zusage Jesu dürfe man nicht abstrahieren, das sei Realität. „Die Apostel Jesu haben den Auftrag, diese Verheißung lebendig zu halten.“
Wie es konkret aussehen kann, den Tempel Gottes wachsen zu lassen, erläuterte der Apostel sinngemäß so: „Gemeinschaft kann als Mittelpunkt ein Problem haben. Dann dreht sich alles darum. Man kann auch Jesus in den Mittelpunkt stellen. Dann gibt es keinen Rangstreit, keinen Wetteifer, keine Missgunst. Dann betet man „in seinem Namen“ (in seinem Sinn) füreinander und um die Vergebung der gemeinsamen Sünden.“ „Kirche hat Zukunft!“ rief gegen Ende seiner Predigt in die Gemeinde.
In diesem Gottesdienst wurde Priester Günter Bott nach über 46 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in den Ruhestand versetzt. Davor bat ihn der Apostel aber noch um einen Gottesdienstbeitrag am Altar.
Priester Bott unterstrich und vertiefte die Gedanken des Apostels und setzte seinem Dienen am Altar einen Schlusspunkt mit einem Aufruf zur Beständigkeit.
Nach dem gemeinsamen Gebet des „Unser Vater“ und der Sündenvergebung spendete der Apostel einen Kleinkind aus der Gemeinde die Gabe heiligen Geistes und vollzog damit die „Heilige Versiegelung“, eines der drei Sakramente der Neuapostolischen Kirche. Diese Handlung hatte der Kinderchor in ergreifender Weise eingeleitet.
Im Anschluss an die Feier des Heiligen Abendmahls erfolgte dann die Ruhesetzung des Priester Günter Bott, dem der Apostel in einer kurzen Ansprache für seine „glaubensstarke, unermüdliche und zuverlässige“ Arbeit dankte.
Daran anschließend beendete der Apostel den Gottesdienst mit einem Gebet und einem Segen für die Gemeinde.
Es folgten Grußworte des Stadtrats, der seine Dankbarkeit für Bereicherung für des gesellschaftlichen und geistlichen Lebens in Albstadt durch die Neuapostolische Gemeinde ausdrückte. Er wünschte der Gemeinde, sie möge weiter wachsen und gedeihen wie das Ginkgobäumchen, das er als Geschenk mitgebracht hatte.
Auch Pfarrer Engele und Pastoralreferent Holl wandten sich gemeinsam zu den Versammelten und gaben ihrer Freude Ausdruck, dass die neuapostolische Gemeinde auch in ACK und Ökumene Gesprächspartner geworden sei. Mit Hinweis auf Pfingsten, wo der Geist Gottes auch nicht als „Gleichmacher“ aufgetreten sei – die Sprachen der Menschen wurden nicht verändert, sondern jeder hörte seine eigene Sprache – betonten sie die Verbundenheit und gegenseitige Bereicherung.
Der Gemeindevorsteher Dr. Jochen Köhler lud zuletzt noch zum Stehempfang und zum gemeinsamen Mittagessen mit gegenseitigem Austausch ein. Dies wurde dankbar in Anspruch genommen, gab es doch viel zu erzählen. Zu diesem Feiertag waren auch manche „Ehemalige“ der Gemeinde Albstadt und ihrer früher Teilgemeinden gekommen.